Bunte Papierschnitzelchen flatterten in die Trinkgläser - Stimmung in der Schärtner-Halle
Hanau (wak).- Viel Bewegung, wie es sich für eine Sporthalle gehört, gab es am Donnerstag in der mit Narren vollgestopften August-Schärttner-Halle, als der Hessische Rundfunk eine Viereinhalb-Stunden-Fastnachtsschau "abzog", die am 21.Februar abends im Dritten Programm als "Hessen lacht zur Fassenacht" gesendet wird.
Sitzungspräsident Karl Oertl, umrahmt von seinen närrischen Ministerpräsidenten, darunter je einer von den drei Hanauer Kernstadtkarnevalsvereinen, hatte wieder mit viel Schwung und Schmiß die Leitung dieses närrischen Spektakels übernommen. Es ging gleich in die vollen, und die anwesenden Politiker, Stadtverordnetenvorsteher Josef Grimmer, Landrat Karl Eyerkaufer und Oberürgermeister Hans Martin bis "hinunter" zum Kulturdezernenten Klaus Remer und Hauptamtsleiter Karlheinz Hoppe, strahlten alle beim Anblick der zufriedenen, kräftig helau rufenden Gäste bis zum "Hängeboden", den Tribünenplätzen.
Ein buntes Bild bot sich den frohgestimmten Jecken auf der Bühne und in der Halle. Reichten Konfetti und Luftschlangen auf den Tischen nicht, schossen zwei uniformierte Fastnachtskanoniere noch kräftig mit ihrer Konfettikanone ins jubelnde Volk bis hinein in deren Trinkgläser! Aber was machte das schon - man schaute auf das Treiben auf der glitzernden Bühne und schluckte dabei schon einmal so ein buntes Papierschnitzelchen mit hinunter. Helau!
Drei Fernsehkameras und ein Kameramann mit Handgerär standen und knieten auch und machten so die erste große TV-Übertragung aus der (umstrittenen) August-Schärttner-Halle zum Erlebnis. Es war eine 55 Programmpunkte umfassende närrische Sitzung, die, noch unterstützt durch die tollen Kostüme der Gardemädchen und -tänzerinnen immer wieder beim Puplikum die Stimmung fast zum Überschwappen kommen ließ. Fastnachtsmuffel hatten da keine Chance, ein trübes Gesicht aufzusetzen.
Erstmals im Fernsehen und gleich mit Erfolg, begann Günter Schmidt, aus Bruchköbel - als "Schmidtchen Schleicher" bekannt - mit seinen Mannen als "Kinzigtaler Dorfmusik" mit der musikalischen Feststellung: "Wir feiern unsere Fastnacht kreuz und quer, es wird richtich aaner druffgemacht, das ist doch klar". Und so wurde es dann auch! Der Beifall nach den Auftritten auf der Bühne war groß, zeitweise noch mit schrillen Trillerpfeiftönen verstärkt. Vom TSC Neu Isenburg tanzten über Hessens grenzen hinaus süße, schlitzäugig geschminkte Mädchen in weiß-goldenen Kostümen mit Bravour den Showtanz "Chinesischer Cirkus", der ihnen viel anerkennenden Beifall einbrachte.
Doch was wäre eine Fastnachtssitzung ohne Protokoller zu den Themen große und kleine Politik, wobei natürlich Honecker nicht fehlte. Heinz Burger aus Frankfurt hatte diese Rolle und die eines Sioux-Indianers übernommen und schilderte die Vorzüge dieses Stammes für die Europäer. Uff! Auch Sitzungspräsident Karl Oertl gab zum technisch einwandfreien Ablauf der Sendung bekannt, es sei zwar an diesem Abend nur eine Sorte Wein vorgesehen, aber dafür sorgen 27 verschiedene Etiketten doch schon für Abwechslung auf dern Getränkekarte. - Helau! - Zum ersten Mal auch dabei bei dieser Sendung und gleich erfolgreich war der in tollen Kostümen und Nebelschwaden eingehüllte Showtanz "James Bond" der GVK Künzell (bei Fulda). Dem aber standen in nichts nach die "Goldsteiner Schlippcher", deren Showtanz "Paris" (es war bereits nach 23 Uhr) beim Anblick der raffinierten Kostüme manch Männerherz höher schlagen ließ. Nein, nackt waren die schlanken, jungen Damen an brisanten Körperstellen nicht, das sah nur so aus, und Oertl meinte treffend dazu, "ein Glück für die, die vorne sitzen".
In imponierenden Maskenkostümen, der Baseler Fastnach ähnlich, rissen die "Kinziggeister" das anwesende Narrenvolk mit. Kommentar Oert: "Was man in der Provinz alles auf die Beine stellen kann!" Roland Müller, ein Sanitäter vom Dienst", erklärte unter anderem professionell, das Zölibat sei - ähnlich dem Rheuma - nur eine Art Gliederschmerzen. Ein weiterer Höhepunkt der Büttenredner waren die Aussagen von Klaus Freier aus Langen, der aus seiner Landarztpraxis erzählte, unter anderem von einem Patienten mit Schädelbasisbruch, der nur einmal seiner Frau widersprochen hatte. Bestrahlungen mache er nur mit der Stehlampe.
Die "Gartenzwerge" aus Wiesbadeb, erzählten unter anderem in lustiger Form vom kleinen Mann, den "man immer wieder schröpfen tut" Tut -tut...! Beschwingt sang das angetane Puplikum in der Halle mit den "Finther Schoppesängern" ihr Berliner-Lieder-Potpourri mit, so daß immer mehr Schwung i n die Sitzung kam. Frei und sehr beweglich, doch mit nicht mehr ganz neuen Wiederholungspointen, meinte Corinna Orth als letzte Büttenrednerin treudoof zum Puplikum gewandt, " Ihr habts gut, Ihr seht nur eine Blöde". tata, tata,tata! Seit 24 Jahren ein Team, gaben " Adam und die Mickys" an diesem Abend unter tosendem Beifallk bekannt, das die "Runkelroiwe-Roppmaschin" jetzt kaputt sei, doch -brandneu - "kommt de Runkelroiwe-Roppmaschin-Monteur".
Es ging, wie könnte es bei Oertl, der auch das Hanauer Kernstadtprinzenpaar begrüßte, anders sein-Schlag auf Schlag. Kaum jemand merkte die Scheinwerferhitze und die viereinhalb Stunden Sitzungsdauer im Saal. Alle, die für diese Aufzeichnung keine Karten mehr bekommen und "Spaß an der Freud" haben, sollten nicht versäumen, am Fastnachtssonntag(21.Februar) ihren Fernsehapparat zur Sendung "Hessen lacht zur Fassenacht" einzuschalten.
|