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Schmidtchen - Schleicher
Günter Schmidt

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63486 Bruchköbel

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Schmidtchen Schleicher - bekannt wie ein bunter Hund
Geschrieben von: Frankfurter Rundschau   

Lokal Rundschau Main-Kinzig-Kreis


FR - PORTRÄT


Fast immer begleitet ein Fanclub rüstiger Senioren den Lokalmatador der Evergreens


Von Jutta Rippegather


BRUCHKÖBEL. Wer hat ihn Schmidtchen Schleicher getauft? Trotz ausgedehnter Recherchen weiß es Günter Schmidt immer noch nicht. Irgendwann, als er in den 70er Jahren durch die Musiklokale in der nahen Umgebung tingelte, wurde ihm der Spitznamen verliehen. - Der gleichnamige Schlager existierte noch gar nicht, als der Bruchköbeler hobbymäßig mit dem "Orion Quartett" zum Tanz aufspielte. Als die Combo sich auflöste, begann seine nicht geplante Profiekarriere. Rund 250 Veranstaltungen füllen inzwischen jährlich den Terminkalender. Durch seine vielen Auftritte bei Familienfesten, Seniorentanztees und anderen Gelegenheiten ist Schmidtchen Schleicher inzwischen bekannt wie ein bunter Hund. Und ein Fanclub rüstiger Senior(inn)en reist, wenn möglich, hinterher.


Seit seiner Heirat im Jahr 1964 lebt er in Bruchköbel. Die beiden erwachsenen Söhne wohnen im zweiten Stockwerk des Dreifamilien-Eigentumshauses. Ein mit Akten und Büchern bestückter Kellerraum dient dem Alleinunterhalter als Büro. Nur das auf einem Zinnteller befestigte Foto im eiche-rustikal eingerichteten Wohnhzimmer mit Eßecke weist auf die musikalische Profession des Mannes hin. Auch privat schmückt der Bärtige seine Erzählungen mit humoristischen Einlagen, ständig klingelt bei ihm das Telefon.


"Am wichtigsten ist, daß die Veranstaltung gut besucht ist und die Leute tanzen." Und das ist bei Veranstaltungen mit Schmidtchen Schleicher in der Regel der Fall. Mit seiner "Musik der Nachkriegszeit und Melodien davor" trifft der singende Akkordeonspieler den Geschmack der älteren Generation. Lieder wie "Das gibts nur einmal" wecken bei ihr Erinnerungen an die Jugendzeit. Und mit einem solchen Repertoire, sagt der gefragte Entertainer, sei er glaubwürdig. Als "Opa, der eine Pop-Nummer spielt", würde er sich doch lächerlich machen.


Nicht nur alte Schlager sind sein Geschäft. Für Stimmungmusik hat der in Ludwigshafen geborene, gelernte Großhandelskaufmann und Ex-Busfahrer ebensoviel übrig. Gelegentlich schreibt er Stücke selbst - oder mit einem Kollegen. So entstand auch der Titel "Ruck-zuck ham mir Hesse e Faß uffgemacht" (federführend Norbert Heilmann). Mit diesem Lied hofft Schmidtchen Schleicher in diesem Jahr in die Fernsehsendung "Hesse lacht zur Fassenacht" zu kommen. Musikalisch unterstützen ihn dabei Tubaspieler Harald Pfarrdrescher aus Bruchköbel sowie der Gitarist Peter Lauer aus Wachenbuchen.


Der 56jährige mit den großen Händen versteht sich nicht nur als Einzelkämpfer. Für Experimente zeigt sich der ordnungsliebende Mann stets offen. Für ein Busunternehmen arbeitet er nunmehr im vierten Jahr mit dem Confe´rencier und Entertainer Toni Brandner zusammen. Seit 1989 begleitet der bodenständige Akkordeonspieler die "Egerländer Nachtigall" Mimi Herold singender- und spielenderweise. Auch mit der chinesischen Sopranistin Lan Rao stand er schon gemeinsam auf der Bühne. Kennengelernt hat Schmidt die Asiatin bei seiner langen Suche nach einem Gesangslehrer oder Gesangslehrerin: Eine wahre Odyssee, wie er amüsiert berichtete. Am Konservatorium jedenfalls hatten sie wenig für Schlagermusik übrig.


Immer wieder würzt er seine Erzählungen mit witzigen Anekdoten. Zur professionellen Musik kam er wie die vielzitierte "Jungfrau zum Kind". Am Anfang der Laufbahn standen die Auflösung des "Orion Quartetts", daß die Firma, in der er als Lagerleiter arbeitete, dicht machte - und eine Silberne Hochzeit. Die Wirtin der Gaststätte "Zur guten Quelle" in Windecken hatte händeringend nach einem Musiker für ein Familienfest gesucht. Schmidtchen Schleicher lieh sich die notwendigen Utensilien, darunter ein vorsintflutliches Rhythmusgerät - und spielte. An diesem Abend bekam er weitere sieben Engagements. "Da habe ich gewußt, was ich weiter mache.


Nach der ersten Überraschung stimmte seine Frau den Zukunftsplänen zu. Angesichts ihrer Berufstätigkeit war auch das Finanzrisiko nicht zu groß. "Sie hat mir immer den Rücken gestärkt", betont er. Tagsüber kümmerte er sich ums Haus und die Söhne. Abends spielte er Akkordeon. "Im April 1980" erinnerte sich der 56jährige, "ging es dann steil bergan". Zunächst organisierte und leitete er Seniorenfahrten für das Hanauer Freizeit- und Sportamt - im Gepäck immer die Quetschkommode. Um in der großen Konkurrenz nicht unterzugehen, bereicherte Günter Schmidt schon bald mit Gesellschaftsspielen, humoristischen Einlagen - und zwischendurch immer einen "flotten Spruch".


Das Konzept Ein-Mann-Orchester ging auf. Inzwischen kann sich der Bartträger nicht über mangelnde Arbeit geklagen. Diesen Samstag hat er nur frei, weil ein Engagement abgesagt wurde. Deshalb kann er mit seiner Frau in die Oberpfalz fahren. Dort wird er tagsüber wandern und abends für die Gäste des Pensionswirts das Akkordeon bearbeiten.


Zehn Jahre möchte der offene und stets lächelnde Musiker mindestens noch durch die Gegend tingeln, hin und wieder auch für einen guten Zweck in Altenheimen, ohne Gage auftreten. Sein Beruf gefällt ihm: "Da haste immer mit Leuten zu tun, die gute Laune haben". Und seine Fans leben nicht nur im Main-Kinzig-Kreis oder in Frankfurt. Nächsten September tritt der Bruchköbeler seine weiteste Dienstreise an: Nach Kanada und in die USA.


Für den Ruhestand hat Schmidtchen Schleicher auch schon Pläne. Ein Büchlein will er schreiben: "50 Jahre Musik - Oder: von der anderen Seite der Bühne".